Inch Allah

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Im heißen Wüstensand sie liegen,

das Gewehr immer bei Fuß -

gequält von den vielen Sandfliegen,

erbieten sie täglich Allah den Gruß.

Der heilige Krieg hat sie gefressen,

die Eltern, Freunde und Brüder -

eine Mahlzeit gibt es täglich zu essen,

Bekleidung auch nur hin und wieder.

                 -Inch Allah- 

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Der Jüngste zählt gerade sechs Jahre,

seine Verwandten sind schon lange vermißt -

vor kurzem starb sein Freund auf der Bahre,

qualvoll dahin durch einen Sandviperbiß.

Ein Leben ist hier sehr wenig wert,

es zählt nur der erbarmungslose Drill -

die Kinder sind alle dressiert wie ein Pferd,

erschoßen wird, wer nicht gehorchen will!

                -Inch Allah-

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Zum Frühstück gibt es Prügel und Wasser,

dies ist einzuteilen für den ganzen Tag -

gedörrtes Fleisch mit sehr zäher Faser,

dazu ein wenig Schiffszwieback.

Halil, beim Appell blaß um die Nase,

er braucht heute einen kräftigen Guß -

seltsam torkelnd steht er in der Masse,

bei der Rationsausteilung Betelnuß.

                -Inch Allah- 

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Auf dem LKW beginnt Halil zu taumeln,

schmerzverzerrt er den linken Fuß er hebt -

an seinem Zeh sieht man noch baumeln,

den Skorpion, der ihn stach und noch lebt!

Ein wilder Tumult den Wagen durchbraust,

es ist ein Schreien, Schubsen und Stoßen -

der Wächter von ihnen erhebt wütend die Faust,

dann hat er zwölf von den Kindern erschossen!

                 -Inch Allah-

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An Nachschub herrscht wahrlich kein Mangel,

man selbst eifrig dafür sorgen tut -

die Rebellion mit ihrem Gerangel,

macht den erwachsenen Feiglingen Mut.

Wehrlose verheizen das ist belebend,

genau das richtige für den stinkenden Clan -

sich über Leichenberge erhebend,

aus Kindersoldaten von dem Sudan.

                  -Inch Allah-

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               (Elisabeth Rosing)